Die Do it yourself Rückwand im und über dem Becken, ein Eigenbau.


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Planungen

Die folgenden Sätze waren die ursprünglichen Planungen für die Rückwand. Weiter unten könnt ihr den Erfahrungsbericht lesen, da es doch an einigen Stellen notwendige Änderungen gab und sinnvolle Verbesserungen möglich sind.

Als Hintergrund möchte ich mir eine plastische Rückwand selber bauen. Zunächst muss diese Rückwand einige Anforderungen erfüllen:

  • Stabilität an sich
  • Dauerhaftigkeit der Oberfläche auch bei Welsen
  • Absolute Ungiftigkeit
  • Schön an zu sehen

Dazu habe ich mir folgendes vorgestellt:

  • Die beiden hinteren Glaswände werde ich innen mit einer dünnen Kunststofffolie auskleiden.
  • Dann werden die Seiten mit einem PU-Schaum ausgespritzt, dabei schon auf die grobe Form achten.
  • Diese Platten können nun aus dem AQ genommen und noch nach bearbeitet werden. Mit einer Drahtbürste und evtl. mit einer kleinen Flamme kann man bestimmt ein schönes Relief zaubern. Funktioniert so nicht!
  • Mit Plaka-Farben wird die grobe Richtung in der farblichen Gestaltung gemacht.
  • Darauf dann einen Acryllack, dieser ist wichtig, um den Abschlussanstrich mit Polyester-Harz vom PU-Schaum zu trennen. Der Schaum wird sonst aufgelöst. Der Schaum wird nicht aufgelöst!
  • In den Acryllack werden im feuchten Zustand verschiedene Sande eingestreut. Diese habe ich bereits zu Hause, die Terrarien-Abteilung eines Zoogeschäftes war da sehr ergiebig.
  • Nachdem das Ergebnis in der Optik meinen Vorstellungen entspricht, überziehe ich die gesamte Rückwand mit einem Polyester-Harz. Dieses ist ungiftig und sehr widerstandsfähig.

Baubericht

Hier ein paar Bilder, die mir als Anregung zur Gestaltung der Rückwand dienten.

Als Träger für die Rückwand im Becken habe ich PU-Schaum genommen, den Korpus für den Aufbau über dem Becken bildet Styropor.

Beide Materialien haben zwar einen mördermäßigen Auftrieb im Wasser, aber es gibt gravierende Unterschiede in der Handhabung und Verarbeitung. Styropor ist wesentlich weicher und kann mit Flamme, Drahtbürste oder Lösungsmittel bearbeitet werden. Pu-Schaum dagegen ist so ziemlich gegen alles Resistent. Weder mit Hitze noch mit Lösungsmittel konnte ich dem geschäumten Körper zu Leibe rücken. Es blieb nur das Schnitzen mit einer scharfen Klinge. Und das kann mühsam sein!

Styropor gibt es normalerweise in Platten von 1 mal 0,5 Meter zu kaufen. Wenn man größere Stücke braucht, muss man diese Platten verkleben. Dazu braucht man einen Lösungsmittelfreien Kleber, am besten Styro Kleber, wobei bei mir auch Montagekleber funktioniert hat. Durch diese Stöße hat man allerdings Nachteile bei der Bearbeitung mittels Flamme, da Kanten "anders" abschmelzen.

À propos Flamme, beim schmelzen von Styro werden sehr giftige Styrol Dämpfe frei. Also macht das unbedingt im Freien und schützt euch vor dem Einatmen der Dämpfe.

Als stabiler stufe ich den PU-Schaum ein, wobei das Styropor wesentlich einfacher zu bearbeiten ist. Da am Schluss die Rückwand im Becken sowieso mit Harz überzogen wird, würde ich das nächste mal Styropor auch für die Rückwand im Becken verwenden.

Hier seht ihr die Grundkörper für die Rückwand und den Aufbau:

Der rechte Schenkel als PU Schaum Rohling    Styroporaufbau

Statt Styropor gibt es auch das sogenannte Styrodur. Dies ist meist grün eingefärbt und die Korngröße ist kleiner. Auch ist es stabiler, ansonsten sollten die Eigenschaften die gleichen wie bei Styropor sein. Zuerst wollte ich mir dieses zulegen, aber ich habe nirgends einzelne Platten bekommen, nur Pakete mit 3 qm, zu einem saftigen Preis. Deshalb bin ich auch das Styropor ausgewichen und bin damit relativ gut gefahren.

Als Bauschaum habe ich sogenannten Brunnenschaum verwendet, den sollte es auch in jedem Baumarkt geben. Der Vorteil davon ist, dass er auch für Trinkwasserbehälter verwendet werden kann, ergo in ausgehärtetem Zustand ungiftig ist. Der Nachteil ist, dass man mehrere Dosen von diesem PU-Schaum braucht, weil er nicht so stark aufquillt.

Das Becken habe ich mit normaler Frischhaltefolie ausgekleidet und darauf dann den PU-Schaum gespritzt. So erhält man die genaue Passform des Beckens und kann beim Spritzen schon auf die ungefähre plastische Form der Rückwand achten.
Achtet darauf, dass die Folie dicht an der Glasscheibe anliegt und zwischen den einzelnen Bahnen keine Lücken bleiben. Am Glas klebt der Schaum hervorragend. Die Folie dagegen läßt sich sowohl vom Glas als auch vom Schaum leicht und rückstandsfrei wieder abziehen. Wenn man an der Arbeitsstelle eine Versandabteilung hat, kann man da auch mal nach einer Verpackungsfolie fragen. Diese ist etwas dicker und wesentlich breiter, ansonsten die gleichen Eigenschaften.
Legt vor dem Ausspritzen das Becken auf die Seite, die gerade geschäumt wird, solange der Schaum nicht ausgehärtet ist, rinnt er nach unten. Falls ihr höhere Schichtstärken braucht, macht mehrere dünne Schichten und lasst diese jeweils aushärten. Bei großen Dicken dauert es sehr lange, bis der Schaum nach innen durchgehärtet ist und nur dann ist er lösemittelfrei. Zum Aushärten des Schaumes genügt die Luftfeuchtigkeit, ihr könnt die Rückwand aber auch öfter mal leicht mit einem Wasserzerstäuber einsprühen.

In den flüssigen Schaum können verschiedene Dinge, wie Wurzeln, eingebracht werden. In einen Schenkel habe ich einen Kasten für einen Mattenfilter integriert.

Hier seht ihr den linken Schenkel der Rückwand mit dem Filterkasten:

Der linke Schenkel als PU Schaum Rohling    Der linke Schenkel als PU Schaum Rohling

Diesen Filterkasten für einen Hamburger Mattenfilter habe ich aus "Bastelglas" gefertigt. Dieses bestand in meinem Fall aus PE (Polyethylen), das sich zwar gut verarbeiten, aber leider mit fast gar nichts verkleben lässt. Für einen weiteren Fall würde ich bei einem Glaser echtes "Plexiglas®" kaufen, dies ist normalerweise aus PMMA (Polymethylenmethacrylat, Acrylglas). Das kann man zumindest mit einem speziellen Kleber verleimen und somit dauerhaft abdichten. Auch denkbar wäre graues PVC (Polyvinylchlorid) Material, daraus bestehen Rohrleitungen im AQ Bedarf und es läßt sich sauber verarbeiten und verkleben.
Mein Bastelglas habe ich zu guter Letzt an den Verbindungsstellen mit einem Lötkolben verschmolzen, da weder Silikon, noch ein Kunststoffkleber gehalten haben.

Der Filterkasten im Detail, gefertigt aus "Bastelglas":

Der Filterkasten im Detail

Nachdem nun die Rückwand als Rohling fertig war, habe ich sie noch im Becken in drei Teile geteilt. Den Linken Schenkel als ganzes, inkluse der hinteren Ecke. Daran anschließend ein kurzes Teilstück mit etwa 25 cm und dann den Rest des rechten Schenkels.
Die Dreiteilung hat folgende Hintergründe: Erstens bekommt den zweiten Schenkel nicht aus oder ins Becken, wenn der erste an Ort und Stelle ist. Zweitens habe ich in der Rückwand die Leitungen für den Zulauf integriert und da brauchte ich zwischen rechtem und linkem Schenkel eine Verbindungsstelle. Diese ist, da das kleine Stück zuletzt eingepasst wurde, nun optimal zugänglich und man kann die Leitungen verbinden.

Im ausgebauten Zustand habe ich zuerst die sichtbare Fläche bearbeitet. Dies ist wie schon gesagt, bei PU-Schaum nur noch durch eine Klinge möglich, mit der man die Wand zurecht schnitzt. Aus diesem Grund verwende ich das nächste Mal Styrodur.
Die Rückseite der Wand enthält PVC Rohrleitungen, die das Wasser aus dem Filterkasten wieder ins Becken befördern. Für diese Rohre mussten in der Wandrückseite Aussparungen eingebracht werden. Wenn man dann alles soweit hat, dass die Optik gefällt, probiert das alles noch einmal im Becken aus, obs passt.

Als nächsten Arbeitsgang steht die Colorierung der Rückwand an. Zwar soll sie auch noch besandet werden, aber dabei kann man eine absolute Deckung nicht garantieren. Und da sowohl PU-Schaum als auch Styropor "unschöne" Farben haben, habe ich die Wand angemalt. Dafür habe ich Plakafarben verwendet. Erstens sind diese ungiftig (Kaseinfarben) und zweitens perlen sie von den Materialien fast nicht ab, zumindest wenn man zwei oder drei mal streicht.
Beim Colorieren kann man auch schon auf eine gute plastische Wirkung achten und sich selber Hilfestellung beim späteren Besanden geben. Tiefe Stellen dunkel und Erhöhungen hell halten, dann tritt der 3D Effekt besser heraus.

Jetzt ist die Rückwand schon mit Plaka-Farben coloriert:

Linker Schenkel coloriert    Rechter Schenkel coloriert

Die Rückwand habe ich dann mit einem Acryllack überzogen, in erster Linie, um den Bauschaum vor einem Auflösen durch das spätere Polyesterharz zu schützen. Dabei hat sich herausgestellt, dass sich der PU Schaum nicht anlöst. Diesen Arbeitsgang hätte ich mir also sparen können.
Bei Styropor allerdings ist dieser Arbeitsgang zwingend notwendig, wenn man mit Polyesterharz arbeitet. Achtet auf eine dichte Lackschicht, sonst könnt ihr euer Werk dahin schmelzen sehen.
In diesen Lack habe ich bereits den Sand eingebracht. Um wiederum die Plastizität zu erhöhen, verwendete ich verschiedene Sande. Die Terraristikabteilung leistet hier gute Dienste. Tiefe Stellen dunkel, erhöhte Stellen mit hellen Sanden bestreuen.

Und hier ist bereits der Sand mittels Klarlack "aufgeklebt":

Rechter Schenkel besandet

Zu guter Letzt erfolgt der Anstrich mit einem Harz. Dieses soll die Rückwand vor nagenden Fischen und dem Wasser schützen. Gleichzeitig muss es ungiftig sein und alterungsbeständig.
Dafür gibt es zwei Systeme, Epoxydharz und Polyesterharz. Beide haben sowohl Vor- als auch Nachteile, die ich hier mal etwas auflisten mag:

Polyester-Harz:

  • Stinkt wie die Pest.
  • Dünstet bei der Verarbeitung Styrol-Dämpfe aus (wie wenn Styropor verbrennt), die sehr gesundheitsschädlich (krebserregend) sind.
  • Am besten draussen verarbeiten, oder den Arbeitsplatz sehr gut belüften.
  • Das System besteht aus einem Harz und einem Härter. Der Härter ist dünnflüssig und nur mit etwa 3% zum Harz bei zu mischen.
  • Fehler beim Dosieren sind nicht ganz so schlimm.
  • Polyestherharz ist anfällig für Osmose, da bei der Härtung Lösemittel entweichen und dadurch Kapillaren entstehen. Diese werden dann vom Wasser zum langsamen Eindringen benutzt, die Oberfläche wird matt/grau und trägt Schäden davon.
  • Osmose kann man mit einem sogenannten Gelcoat als obersten Anstrich verhindern.
  • Um eine klebfreie Oberfläche zu erreichen, muss als Deckschicht ein Gelcoat mit einer zugemischten Paraffinlösung verwendet werden. Falls man es allerdings unter Wasser verwenden möchte, muß diese Paraffinlösung wieder abgewaschen werden.
  • Zwischen dem Auftrag der einzelnen Schichten warten, bis die untere Schicht völlig ausgehärtet ist, sonst können die Dämpfe nicht entweichen. Eine gute Aushärtung ist nicht gewährleistet.

Epoxid-Harz:

  • Nahezu geruchlos.
  • Epoxi dünstet fast keine Lösungsmittel aus, da zwei Harze additiv untereinander reagieren. Die Harze sind nur einzeln durch Kontakt schädlich, deshalb jeden Hautkontakt vermeiden, es wirkt allergieauslösend.
  • Das Epoxy System besteht aus einem Harz und einem Härter, wobei der Härter ein zähflüssiges Harz ist. Das Verhältnis der Komponenten liegt im Bereich von 10:6.
  • Die Dosierung und Mischung muss sehr genau erfolgen, da sonst ungesättigte Mischungskomponenten zurück bleiben, die schädlich für das Wasser sein können.
  • Es besteht keine Gefahr der Osmose und Epoxyd hat eine bessere Haftung.
  • Es ist teurer als Polyester-Harz.
  • Die einzelnen Schichten immer auftragen, solange die untere Schicht noch nicht komplett ausgehärtet ist.

Beide Harze sind für eine Rückwand geeignet, vorausgesetzt sie werden ordentlich und richtig verarbeitet. Beides habe ich bisher probiert. Wenn ich wieder was mache, verwende ich Epoxy, obwohl es etwas teurer ist. Dafür brauche ich kein Gelcoat und ich kann im Keller arbeiten, da nichts stinkt. Die Mischung setze ich mittels einer digitalen Waage an und gründliches Umrühren nicht vergessen.
Für beide gilt, wenn die Reaktion durch das Mischen mal in Gang ist, kann sie nicht mehr gestoppt werden. Je wärmer, desto schneller die Reaktion, auch gibt es Harze mit verschieden langen Topfzeiten, dies ist die Verarbeitungszeit zwischen Mischen und Auftrag.

Hier habe ich allgemeine Hinweise zu den Harzen wieder gegeben. Es kann natürlich sein, dass spezielle Harze auch besondere Behandlung benötigen. Deshalb immer ein Datenblatt mit dazu ordern, in dem detaillierte Hinweise stehen. Diese unbedingt beachten, bei falscher Handhabung ist erstens die Gesundheit von euch und eurer Fische gefährdet. Zweitens kann man Fehler bei der Rückwand fast nicht mehr ausbessern.

Dies sind die Links zu den Datenblättern der Systeme, die ich verwendet habe:

  • Das PDF Datenblatt des Epoxydharz 300 und Härter ist leider nicht mehr online zugänglich. Bitte informiert euch im Shop über das Epoxyd Universalharz 300.
  • Verarbeitungshinweise von Epoxydharz 300 und Härter
  • Laminieranleitung für Epoxydharze
  • Das PDF Datenblatt des Polyester Laminierharzes ist leider nicht mehr online zugänglich. Bitte informiert euch im Shop über das Polyester-Laminierharz VIAPAL UP 273 BEMT.
  • Das PDF Datenblatt des Polyester Gelcoats ist leider nicht mehr online zugänglich. Bitte informiert euch im Shop über das Polyester-Gelcoat VIAPAL UP 920 B.
  • Verarbeitungshinweise zum Polyester Laminierharzes
  • Verarbeitungshinweise zum Polyester Gelcoats

Das ist das erste Foto der fertigen Rückwand im Einsatz, man erkennt ganz gut die plastische Wirkung:

Rückwand im Einsatz